Zürnt und sündigt nicht!

 

Das biblische Wort, das uns im Februar 2022 auf unserem Glaubensweg begleitet, steht im Brief an die Epheser, Kapitel 4, Vers 26: Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.

Von Hass ist derzeit in den Medien viel die Rede. Und es werden dafür Beispiele gezeigt: Menschen, die mit hassverzerrtem Gesicht bei Demonstrationen Kampfrufe brüllen oder Polizisten oder Gegendemonstranten anschreien. Man braucht die Worte nicht zu verstehen, um den Hass zu spüren und um Angst davor zu bekommen.

Bei dem Hass, der über die sozialen Medien verbreitet wird, sieht man meist keine Gesichter, dafür kann man die Worte lesen, gewalttätige, beleidigende, verletzende, erniedrigende Worte. Sie sollen einer einzelnen Person oder einer Gruppe von Menschen klarmachen, dass sie aus Sicht des Schreibers keine Menschen mehr sind, kein Recht auf Leben als Menschen haben. Man braucht nicht lange zu überlegen, um zu verstehen, warum das Sünde ist.

Im Monatsspruch für Februar 2022 ist nicht von Hass, sondern von Zorn die Rede. Man kann sagen, Hass ist schlimmer als Zorn. Was aber hier im Epheserbrief zum Zorn gesagt wird, gilt dann umso mehr vom Hass.

Zorn kann impulsiv sein, durch etwas für einen Moment gereizt werden. Zorn kann auch unter Umständen gerecht erscheinen. Eine ungerechte Behandlung meiner oder einer anderen Person kann mich zornig machen. Die Frage ist dann, wieweit ich mich vom Zorn hinreißen lasse und etwa Gleiches mit Gleichem vergelte.

Hass ist dauerhaft, oft in seinem Ursprung nicht mehr zu erkennen. Und sein Ziel ist nur die Vernichtung des anderen/der anderen Menschen. Hass ist so gesehen von dem Rat, den der Epheserbrief gibt, nicht mehr erreichbar: Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Die Sonne ist über dem Hass schon oft untergegangen. Der Hassende braucht auch seinen Hass, wie der Süchtige seine Droge braucht. Deshalb nimmt der Hassende nur noch zur Kenntnis, was seinen Hass nährt.

Damit wir als Christen nicht in die Gefahr geraten, aus der Welt nur noch das wahrzunehmen, was uns ängstigt, was uns fremd ist, was uns bedrohlich ist, ist zweierlei zu bedenken. Zum einen glauben wir die Welt als Schöpfung Gottes. Mit der Schöpfung zeigt sich Gott als derjenige, der das für unser Leben Bedrohliche, beherrscht und begrenzt. Das Leben Bedrohliche, in 1. Mose 1 z.B. als Finsternis und Wasserflut dargestellt, wird von Gott begrenzt und eingedämmt. Es bleibt als Gefährdung vorhanden, kann aber uns als Geschöpfe Gottes nicht vernichten. Das schafft Vertrauen in die Welt trotz mancher schlechter Erfahrung.

Zum anderen glauben wir, dass wir von Gottes Vergebung leben. Diese Vergebung geben wir an andere Menschen weiter: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Bei allem, was uns von Menschen widerfahren kann, glauben wir, dass sie genauso wie wir von Gottes Vergebung leben. Oder anders gesagt: Gottes Liebe erhält sie am Leben. Er gibt sich mit ihnen so viel Mühe, wie mit uns.

In diesem Glauben an Gott den Schöpfer und an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn, wird sich die Welt nie so verfinstern, dass wir ihr mit Hass begegnen und damit an ihrer Vernichtung arbeiten