In Steinwiesen lebten traditionell nur katholische Christen, 1906 kam die Fam. Popp aus Selb mit den vier Arbeiterfamilien Hopf, Dressel, Solbrich und Vierthaler nach Steinwiesen und gründeten das Granitwerk „Eisenhammer“.

 

Dies waren die ersten evangelischen Familien im Ort. Während des Zweiten Weltkrieges und danach kamen viele evakuierte und vertriebene Menschen nach Steinwiesen. Viele davon waren evangelisch. Der Gottesdienst fand in einem Schulsaal statt, der immer überfüllt war.

 

Obwohl die Menschen kaum das Nötigste hatten, planten der damals zuständige Pfarrer Rothmund aus Unterrodach und einige Gemeindeglieder eine Notkirche zu bauen. Baumaterial gab es kaum. Herr Ebert ist mit dem Fahrrad in die umliegenden Ortschaften gefahren und hat erbettelt, was er kriegen konnte, vor allem Holz.

 

Die Firma Porzel, ein holzverarbeitender Betrieb, hat die Kirche mit vielen freiwilligen Helfern gebaut. Dies war damals ein großes Ereignis im Landkreis Kronach. Bei der Grundsteinlegung wurde ein Kästchen eingemauert. Es enthielt Münzen der damaligen Währung, Lebensmittelmarken, Tageszeitung, Schriftstücke und Verschiedenes mehr.

 

Herr Werner Unglaub, damals ein kleiner Junge, durfte das Kästchen tragen. Die Einweihung der Kirche war ein großes Fest (3. Advent 1950). Viele Leute kamen. Ein Festzug ging vom Schulhaus zur neuen Kirche. Da nicht alle Leute in der neuen Kirche Platz fanden, war im Saal des damaligen Gasthofs zur Post (heute Raiffeisenbank) eine Übertragung des Gottesdienstes per Radio installiert. Der Saal war sehr gut besucht. Die Kirche wurde eingeweiht von Dekan Eichberger und Pfarrer Rothmund.

Ursprünglich war die Kirche als Provisorium gedacht. Aber im Laufe der Zeit wurde weitergebaut und umgebaut, so dass sie jetzt „unsere“ Kirche ist und bleibt.

 

Ende der sechziger Jahre wurden ein Windfang am Haupteingang und die Sakristei angebaut. Die Kirche wurde mit elektrischem Strom versorgt. Vorher gab es für die Beleuchtung nur Kerzen. Der Kanonenofen unter der Kanzel wurde durch eine elektrische Heizung ersetzt. In den siebziger Jahren wurde eine Orgel als Ersatz für das Harmonium eingebaut. Pfarrer Sauer sorgte dafür, dass der Innenraum vom Dachboden bis zum Fundament saniert wurde. Dabei wurde auch das Kreuz an der Altarwand künstlerisch umgestaltet, ein Korpus wurde

 

angebracht sowie eine Scheibe als Symbol der aufgehenden Sonne (Hinweis auf die Auferstehung Jesu Christi). Gespendet wurde die Ikone „St. Johannes der Täufer“ an der Wand über dem Taufstein. Der kleine Kirchenpark zur Martin-Luther-Straße nach Norden zu wurde angelegt.

 

2013 wurde der Dachreiter saniert. Er erhielt eine neue Einkleidung, die Schalllöcher wurden mit Lamellen abgedeckt, die Glocken wurden neu aufgehängt und erhielten einen neuen Antrieb. 2014 wurde die Außenwand ausgebessert und neu gestrichen und das Abwassersystem ausgebessert. Außerdem wurde der Parkplatz angelegt. 2016 installierte die Marktgemeinde eine Beleuchtung, durch die die Kirche angestrahlt wird.

 

(Verfasst nach Erinnerungen von Liane Bauer und Wieland Beierkuhnlein von Hans-Peter Göll)